Studienplatzklage – Ablauf, Erfolgsaussichten und wichtige Tipps

Eine Studienplatzklage klingt für viele angehende Studierende zunächst kompliziert und abschreckend. Dabei handelt es sich um ein rechtliches Verfahren, das eine zusätzliche Chance auf einen Studienplatz bietet – insbesondere dann, wenn die reguläre Bewerbung scheitert. In zulassungsbeschränkten Fächern wie Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, Psychologie, Lehramt oder Soziale Arbeit kann die Studienplatzklage eine sinnvolle Option sein. Der zunehmende Bewerberandrang und die begrenzte Anzahl an Studienplätzen führen dazu, dass selbst hochqualifizierte Bewerber oft abgelehnt werden. In solchen Fällen stellt die Studienplatzklage eine juristische Möglichkeit dar, dennoch einen Platz im gewünschten Studiengang zu erhalten. Viele Studierende schrecken vor dem Gedanken zurück, eine Hochschule verklagen zu müssen, doch mit einer professionellen Rechtsvertretung ist dieser Prozess strukturierter und erfolgversprechender als oft angenommen wird.

Was ist eine Studienplatzklage?

Eine Studienplatzklage basiert auf dem rechtlichen Grundsatz, dass Hochschulen ihre Ausbildungskapazitäten korrekt berechnen müssen. Das bedeutet, dass jede Hochschule nur eine bestimmte Anzahl an Plätzen ausweist, die nach internen Berechnungen zur Verfügung stehen. In der Praxis kommt es jedoch häufig vor, dass diese Berechnungen zu konservativ angesetzt sind und eigentlich mehr Studienplätze vorhanden wären, als offiziell angegeben. Wird eine Hochschule dazu verpflichtet, ihre Kapazitätsberechnungen offen zu legen und nachzuweisen, dass sie wirklich nicht mehr Studierende aufnehmen kann, ergeben sich häufig zusätzliche Studienplätze. Falls sich also zeigt, dass eine Hochschule weniger Studienplätze vergibt, als sie tatsächlich bereitstellen könnte, verletzt sie das Grundrecht auf freie Berufswahl (Artikel 12 Grundgesetz). Mit einer Studienplatzklage kann eine Neuberechnung der verfügbaren Studienplätze erwirkt werden. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Studienplatzklagen regelmäßig dazu führen, dass zusätzliche Studienplätze geschaffen werden – entweder durch Neuberechnungen oder durch gerichtliche Entscheidungen. Gerade in stark nachgefragten Studiengängen, in denen der Numerus Clausus (NC) besonders hoch ist, kann eine Studienplatzklage für Bewerber der letzte Ausweg sein, um doch noch eine Zulassung zu erhalten.

Ablauf einer Studienplatzklage

Der Ablauf einer Studienplatzklage folgt mehreren festen Schritten, die strikt eingehalten werden müssen, um die Erfolgsaussichten zu maximieren.

  1. Reguläre Bewerbung: Vor einer Studienplatzklage muss sich der Bewerber regulär um einen Studienplatz bewerben – sowohl direkt bei der Hochschule als auch gegebenenfalls über die Stiftung für Hochschulzulassung (hochschulstart.de). Dies ist deshalb wichtig, da eine Studienplatzklage in der Regel nur dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn der Bewerber nachweisen kann, dass er regulär abgelehnt wurde. Wer sich also gar nicht erst beworben hat, kann auch keine Klage einreichen.
  2. Kapazitätsklage: Wird kein regulärer Studienplatz erhalten, prüft eine spezialisierte Anwaltskanzlei die Kapazitätsberechnungen der Hochschule. Diese Berechnungen basieren auf internen Faktoren wie der Anzahl an Lehrkräften, der vorhandenen Infrastruktur und den vorgegebenen Ausbildungsrichtlinien. Falls Fehler festgestellt werden, kann eine Klage eingereicht werden. Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen tatsächlich Nachweise über eine fehlerhafte Kapazitätsberechnung gefunden werden können.
  3. Eilverfahren und einstweilige Anordnung: In vielen Fällen wird zunächst ein Eilantrag auf einstweilige Anordnung gestellt, um kurzfristig einen Studienplatz zu sichern. Dies ist insbesondere in stark nachgefragten Studiengängen wie Medizin wichtig, da das reguläre Klageverfahren oft Monate oder Jahre dauern kann. Das Eilverfahren ermöglicht es, dass betroffene Studierende unter bestimmten Voraussetzungen bereits mit dem Studium beginnen können, während die endgültige Entscheidung noch aussteht.
  4. Gerichtliches Verfahren: Je nach Hochschule und Bundesland variiert das Verfahren. Manche Hochschulen lassen sich außergerichtlich auf eine Lösung ein, andere erfordern ein Gerichtsverfahren vor den Verwaltungsgerichten. In diesem Fall argumentiert die Anwaltskanzlei gegenüber dem Gericht, dass die Kapazitätsberechnung der Hochschule fehlerhaft ist und dass zusätzliche Studienplätze vorhanden sind. Falls das Gericht der Argumentation folgt, werden diese zusätzlichen Plätze anschließend vergeben.
  5. Vergabe der zusätzlichen Studienplätze: Falls das Gericht zusätzliche Studienplätze feststellt, erfolgt die Vergabe oft per Losverfahren oder nach bestimmten Kriterien. Dies bedeutet, dass selbst nach einer erfolgreichen Klage nicht garantiert ist, dass der Kläger auch tatsächlich einen Platz erhält. Wer sich für eine Studienplatzklage entscheidet, sollte daher möglichst mehrere Hochschulen verklagen, um die Erfolgschancen zu erhöhen.

Erfolgschancen einer Studienplatzklage

Die Erfolgsaussichten einer Studienplatzklage hängen von mehreren Faktoren ab:

  • Fachrichtung: In stark nachgefragten Fächern wie Medizin oder Psychologie ist die Konkurrenz hoch, sodass mehrere Klagen parallel an verschiedenen Hochschulen eingereicht werden sollten. In anderen Fächern, in denen die Nachfrage geringer ist, sind die Erfolgschancen oft deutlich besser.
  • Kapazitätsfehler der Hochschule: Je deutlicher die Hochschule ihre Kapazitäten unterschätzt hat, desto größer ist die Erfolgschance. Ein erfahrener Anwalt kann genau prüfen, ob eine Hochschule bereits in der Vergangenheit Fehler bei der Kapazitätsberechnung gemacht hat, was ein wichtiger Indikator für eine erfolgreiche Klage sein kann.
  • Erfahrung der Kanzlei: Eine auf Studienplatzklagen spezialisierte Anwaltskanzlei kann die Erfolgsaussichten deutlich steigern. Kanzleien, die sich regelmäßig mit Studienplatzklagen beschäftigen, haben oft tiefe Einblicke in die Berechnungsweisen bestimmter Hochschulen und wissen genau, wo Fehler passieren.

Kosten einer Studienplatzklage

Die Kosten einer Studienplatzklage können variieren und hängen von der Anzahl der verklagten Hochschulen ab. Typische Kostenfaktoren sind:

  • Anwaltskosten (zwischen 1.500 und 5.000 Euro pro Hochschule)
  • Gerichtskosten (je nach Verfahren)
  • Mögliche Gutachterkosten

Tipp: Manche Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten einer Studienplatzklage – eine vorherige Prüfung lohnt sich! Wer eine Rechtsschutzversicherung hat, sollte daher vorab klären, ob diese auch Studienplatzklagen abdeckt, um hohe Kosten zu vermeiden.

Wann lohnt sich eine Studienplatzklage?

Eine Studienplatzklage kann eine realistische Chance sein, wenn reguläre Bewerbungswege nicht zum Erfolg geführt haben. Wer bereit ist, in das Verfahren zu investieren und eine erfahrene Kanzlei beauftragt, kann seine Chancen auf einen Studienplatz erheblich erhöhen. Besonders in stark umkämpften Fächern wie Medizin ist eine strategisch gut geplante Klage oft der einzige Weg zum Wunschstudium. Dabei ist es wichtig, sich frühzeitig beraten zu lassen und mehrere Hochschulen parallel zu verklagen, um die bestmöglichen Erfolgsaussichten zu haben.